Übernehmen, aussaugen, fallen lassen: „Heuschrecken“ – so wurden Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die durch Firmenaufkäufe in den letzten Jahren Schlagzeilen machten, von deutschen Politikern bezeichnet. Beteiligungsfinanzierung besteht aber nicht nur aus Firmenübernahmen (Buy-Outs) sondern auch aus Venture Capital (VC). In Deutschland leistet VC auch wichtige Beiträge zur Gründung von jungen Unternehmen und Schaffung von Arbeitsplätzen.
Diese Arbeit beleuchtet die Entwicklung des deutschen Venture Capital Marktes: Von den Anfängen der Beteiligungsfirnanzierung durch die halbstaatliche WFG, über die Börseneuphorie im Zuge der internationalen Internetblase bis hin zum status quo in Deutschland, der einen besonderen Fokus erhält. Dazu gehören genaue Erläuterungen über die Herkunft von VC, die Motivationen für diese Art der Investition und welche Branchen und Regionen in Deutschland besonders profitieren. Abschließend soll ein Fazit gezogen und ein Ausblick auf die weitere Entwicklung von VC in Deutschland gegeben werden.
Inhalt
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Historische Entwicklung des deutschen VC-Marktes
2.1 Die deutsche Wagnisfinanzierungsgesellschaft, 1975-1985
2.2 Die New Economy, 1997-2001
3. Der Venture Capital Markt in Deutschland heute
3.1 Herkunft des Venture Capital in Deutschland
3.1.1 Öffentliche Quellen
3.1.2 Kreditinstitute, Versicherungen, Pensionsfonds
3.1.3 Kapitalmarkt, Dachfonds
3.1.4 Privatanleger
3.2 Anteil und Rolle ausländischer Kapitalgeber
3.3 Struktur der VC-Beteiligungsgesellschaften in Deutschland
3.3.1 Unabhängige Venture Capital-Gesellschaften
3.3.2 Corporate Venture Capital Gesellschaften
3.3.4 Förderorientierte Beteiligungsgesellschaften
3.4 Branchenschwerpunkte deutscher VC-Finanzierung
3.5 Entwicklung der verschiedenen VC-Phasen in Deutschland
4. Herausforderungen für VC in Deutschland
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: VC und Buy-Out-Investitionen in Deutschland 1995-2006
Abbildung 2: Herkunft des Venture Capital in Deutschland 2006
Abbildung 3: VC-Entwicklung in Deutschland nach Branchen 1996-2006
Abbildung 4: VC-Investitionen nach Phasen 1993-2006
1. Einleitung
Übernehmen, aussaugen, fallen lassen: „Heuschrecken“ – so wurden Kapitalbeteiligungsgesellschaften, die durch Firmenaufkäufe in den letzten Jahren Schlagzeilen machten, von deutschen Politikern bezeichnet. Beteiligungsfinanzierung besteht aber nicht nur aus Firmenübernahmen (Buy-Outs) sondern auch aus Venture Capital (VC). In Deutschland leistet VC auch wichtige Beiträge zur Gründung von jungen Unternehmen und Schaffung von Arbeitsplätzen.[1]
Diese Arbeit beleuchtet die Entwicklung des deutschen Venture Capital Marktes: Von den Anfängen der Beteiligungsfirnanzierung durch die halbstaatliche WFG, über die Börseneuphorie im Zuge der internationalen Internetblase bis hin zum status quo in Deutschland, der einen besonderen Fokus erhält. Dazu gehören genaue Erläuterungen über die Herkunft von VC, die Motivationen für diese Art der Investition und welche Branchen und Regionen in Deutschland besonders profitieren. Abschließend soll ein Fazit gezogen und ein Ausblick auf die weitere Entwicklung von VC in Deutschland gegeben werden. Die Bedeutung, Funktionsweise und einige Fachbegriffe von Venture Capital werden als bekannt vorausgesetzt – diese Themen bilden den Schwerpunkt von anderen Arbeiten.
2. Historische Entwicklung des deutschen VC-Marktes
2.1 Die deutsche Wagnisfinanzierungsgesellschaft, 1975-1985
Während in den USA und Großbritannien die Anfänge von Beteiligungsfinanzierungen bereits bis in die Nachkriegszeit zurückreichen, beginnt die Historie von Kapitalbeteiligungsgesellschaften in Deutschland erst Mitte der siebziger Jahre. Zwar wurden bereits in den sechziger Jahren erste Kapitalbeteiligungsgesellschaften gegründet, diese stellten aber nur etablierten Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung. Ein von widrigen rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen geprägter Markt, der sich den jungen Unternehmen zudem gründer- und innovationsfeindlich präsentierte, verhinderte zunächst eine Entwicklung von Venture Capital nach dem Vorbild der USA. Dort wurde Venture Capital für große Wohlfahrtseffekte verantwortlich gemacht, wodurch sich vor dem Hintergrund von stagnierender Wirtschaft und aufkommender Arbeitslosigkeit in der BRD schließlich auch deutsche Politiker zum Handeln gezwungen sahen.[2]
Die im Jahre 1975 von 29 staatlichen und privaten Kreditinstituten gegründete deutsche Wagnisfinanzierungsgesellschaft (WFG) hatte vor allem die Aufgabe, die wirtschaftliche Vermarktung wissenschaftlicher Erkenntnisse in Instituten und Unternehmen zu fördern.
Während die öffentlich-rechtlichen Gesellschafter vor allem staatliche Aufgaben wie die Förderung von jungen, technologieorientierten Unternehmen im Blick hatten, waren die privaten Banken eher an Rendite orientiert als an politischen Vorgaben.
Durch die politische Bedingung, dass vor allem junge Technologieunternehmen zu fördern seien die von anderer Stelle keine Mittel erhalten haben, und die gleichzeitige Absicherung von Kreditausfällen durch die Bundesrepublik kam es zu einer wenig erfolgsorientierten Auswahl der Portfoliounternehmen.[3]
Mit Gesamtinvestitionen von über 50 Mio. EUR (100 Mio. DM) war die WFG zwar ein bedeutender Wegbereiter für den VC-Markt in Deutschland und lieferte den beteiligten Banken wertvolle Erfahrungen; bei Ausfallraten von teilweise 50% über einzelne Perioden kann das Unternehmen dennoch nur als wirtschaftlicher Fehlschlag bewertet werden. Die WFG wurde 1988 in eine Venture Capital Gesellschaft der Deutschen Bank integriert.[4]
2.2 Die New Economy, 1997-2001
Anfang der neunziger Jahre befand sich der relativ kleine deutsche Markt für Beteiligungskapital in einer Konsolidierungsphase. In Deutschland war es besonders schwierig für bestehende VC-Gesellschaften einen erfolgreichen Exit durchzuführen, da es an Veräußerungsmöglichkeiten wie eine Börse mangelte. Die Situation änderte sich aber durch den internationalen Boom von Internet- und IT-Technologien und der Gründung des Neuen Marktes im März 1997, einem speziell für Wachstumsunternehmen reservierten Segment der Deutschen Börse.[5] Der Neue Markt stellte auch ein effektives Instrument für Investitionen dar. Besonders junge Unternehmen in Deutschland nutzten nun Börsengänge für die Beschaffung von frischem Kapital. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff „New Economy“ geprägt.
[...]
[1] vgl. FAZ.NET Webseite (2005)
[2] vgl. Going Public Magazin (2001), S. 58-62
[3] vgl. Becker, Hellmann (2003), S. 25-37
[4] vgl. Geigenberger (2005), S. 15
[5] vgl. FINANZ BETRIEB (2005), S. 535-537