„Ein geographischer Vortrag länderkundlichen Inhalts ist ohne die Unterstützung des ge-
sprochenen Wortes durch Lichtbilder oder durch einen Film heute nicht mehr denkbar,
eine länderkundliche Darstellung kommt ohne Abbildungen einfach nicht mehr aus.“
(GREES 1963, 18)
Von Heidi Grees schon 1963 als wichtig erkannt und bis heute stetig wachsend kann die
Bedeutung des Films im Erdkundeunterricht angesehen werden. Man zählt ihn unter den
allgemeinen Bildmedien zu den Abbildern, zu welchen auch Fotos, Zeichnungen, Gemäl-
de und konkrete Modelle gehören. (KESTLER 2002, 261) Die vorliegende Arbeit be-
schäftigt sich mit der Bedeutung des Films im Erdkundeunterricht, den dazugehörigen
Vor- und Nachteilen, sowie kurz mit der technischen Entwicklung und verschiedenen
Gattungen, die im Unterricht verwendet werden können.
Gliederung
1. Bewegte Bilder im Geographieunterricht
1.1 16mm-Film und 8mm-Film
1.2 Videos, DVDs
1.3 Filmgattungen
1.4 Vorteile
1.5 Nachteile
1.6 Auswahlkriterien beim Film, Vorgehensweise im Unterricht
2. Sachanalyse
2.1 Definition Gletscher
2.2 Vom Schnee zum Gletscher
2.3 Gletscherhaushalt und Massenbilanz
2.4 Gletschertypen
2.5 Gletscherbewegung
2.6 Glazigene Landschaftsformung
2.6.1 Glazialerosion
2.6.2 Glazigene Sedimentation und Ablagerungsformen
2.6.3 Glaziale Serie
3. Didaktische Analyse
3.1 Begründete Auswahl von Inhalten
3.1.1 Exemplarische Bedeutung
3.1.2 Gegenwartsbedeutung
3.1.3 Zukunftsbedeutung
3.2 Unterrichtsbezogene Inhaltsanalyse
3.2.1 Didaktische Reduktion
3.2.2 Optimale Anordnung und Strukturierung der Inhalte
3.3 Festlegung der Lernziele
3.3.1 Grobziele
3.3.2 Feinziele
3.4 Lehrplanbezug
4. Methodische Analyse
4.1 Einstieg
4.1.1 Erste Stunde
4.1.2 Zweite Stunde
4.2 Erarbeitung
4.2.1 Erste Stunde
4.2.2 Zweite Stunde
4.3 Sicherung und Wiederholung
4.3.1 Erste Stunde
4.3.2 Zweite Stunde
5. Verlaufsplanung zweier aufeinander folgender Stunden
5.1 Erste Stunde
5.2 Zweite Stunde
Abbildungsverzeichnis/ Bilderverzeichnis/ Tabellenverzeichnis
Anhang
Arbeitsblatt für Unterrichtssequenz
Literaturverzeichnis
Plagiatserklärung
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Schematische Darstellung des Energie- und Massenhaushaltes
eines Gletschers
Abbildung 2: Schematischer Querschnitt durch ein Trogtal
Abbildung 3: Transportpfade in einem Talgletscher
Abbildung 4: Die glaziale Serie
Abbildung 5: Tafelbild
Bilderverzeichnis
Bild 1: Der Rhone-Gletscher im Wallis
Bild 2: Inlandeis
Bild 3: Alfabet Nunatakker am Rande des Eisschilds in Ostgrönland von Tillit Nunatak aus gesehen
Bild 4: Gletscherspalte
Bild 5: Blick beim Anstieg von Zermatt zum Matterhorn
Bild 6: Drumlinfeld
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Lagerungsdichten und Porenvolumina von Schnee,
Firn und Eis
Tabelle 2: Verlaufsplanung Unterrichtsstunde 1
Tabelle 3: Verlaufsplanung Unterrichtsstunde 2
Abbildungsverzeichnis (Arbeitsblatt)
Abbildung 1: Trogtal, http://www.geologie.ac.at/RockyAustria/eiszeiten.htm S. 32 Abbildung 2: Matterhorn, http://www.top-wetter.de/spezial/gletscher_hochalpen/
matterhorn.shtml S. 33 Abbildung 3: Gletschertisch, http://www.swisseduc.ch/glaciers/glossary/
glacier-table-de.html
Abbildung 4: Erratiker, http://www.erratiker.ch/CH/knonau.htm S. 34 Abbildung 5: Endmoräne, nach http://www.geolinde.musin.de/glossar/themen/
endmoraene.htm S. 34 Abbildung 6: Gletschertor, http://www.swisseduc.ch/glaciers/earth_icy_planet/ glaciers07-de.html?id=7 S. 35 Abbildung 7: Glaziale Serie, nach http://satgeo.zum.de/satgeo/beispiele/glossar.htm
1. Bewegte Bilder im Geographieunterricht
„Ein geographischer Vortrag länderkundlichen Inhalts ist ohne die Unterstützung des ge-sprochenen Wortes durch Lichtbilder oder durch einen Film heute nicht mehr denkbar, eine länderkundliche Darstellung kommt ohne Abbildungen einfach nicht mehr aus.“ (GREES 1963, 18)
Von Heidi Grees schon 1963 als wichtig erkannt und bis heute stetig wachsend kann die Bedeutung des Films im Erdkundeunterricht angesehen werden. Man zählt ihn unter den allgemeinen Bildmedien zu den Abbildern, zu welchen auch Fotos, Zeichnungen, Gemäl-de und konkrete Modelle gehören. (KESTLER 2002, 261) Die vorliegende Arbeit be-schäftigt sich mit der Bedeutung des Films im Erdkundeunterricht, den dazugehörigen Vor- und Nachteilen, sowie kurz mit der technischen Entwicklung und verschiedenen Gattungen, die im Unterricht verwendet werden können.
1.1 16mm-Film und 8mm-Film
Der allgemein bekannte Kinofilm hat eine Breite von 35mm. Durch ungefähre Halbie-rung wurde erst der 16mm-Film und dann durch eine nochmalige Teilung der
8-mm Film entwickelt. (BRUCKER 1986, 305) Der 16mm-Film kann einseitig perforiert sein, wobei er dann in der Regel mit einer Tonspur, entweder Lichtton oder Magnetspur, versehen ist. Aufgenommen wurde mit 16, 18 oder 24 Bildern pro Sekunde. (http://www. videooncd.de/begriffe/16mmfilm.php) Die 16mm-Filme werden zwar seit 2001 von den Firmen nicht mehr an staatliche Stellen ausgeliefert, jedoch von den Bildstellen weiterhin verliehen und repariert, solange noch Projektoren an den Schulen vorzufinden sind. Als Vorteil dieser Projektionsform kann die große Bildfläche mit einer hohen Auflösung eben-so genannt werden wie die veränderte Unterrichtssituation, die durch das Verdunkeln des Raumes sowie durch den Medienwechsel bedingt wird. Der hohe technische Aufwand, sowie die Leinwand und der schwere Projektor sind neben der Ausleihsituation, der ge-ringen Aktualität und der erforderten Erfahrung bei der Handhabung jedoch deutliche Nachteile. (KESTLER 2002, 263) Ab 1964 gab es dann zusätzlich den Super-8-Film, bei welchem zwei Magnettonspuren möglich waren. (http://www.videooncd.de/begriffe/su-per8filme.php) Die 8mm-Filme waren thematisch begrenzt und oft nur drei bis fünf Mi-nuten lang. Dadurch konnte man sie gezielt in einzelnen Unterrichtsphasen einsetzen und oftmals mehrfach wiederholen, was jedoch keinen allzu großen Einfluss auf die Stunden-struktur hatte. Der technische Aufwand ist im Vergleich zu den 16mm-Filmen zwar gerin-ger, aber dennoch vorhanden. Auch eine geringe optische Qualität kann als Nachteil ge-nannt werden. Die 8mm-Filme schafften trotz ihrer didaktischen Vorteile den Durchbruch im Unterricht nicht. (KESTLER 2002, 263)
1.2 Videos, DVDs
Durch die Erfindung der Videotechnik 1951 begann die allmähliche Ablösung der um-ständlichen Projektortechnik in den Haushalten und somit auch in den Schulen. Das Video Home System (VHS) zum Beispiel ist als analoges Video Aufzeichnungs- und Wie-dergabesystem geeignet. Die Kassetten haben eine maximal Spieldauer von 300 Minuten, sind allerdings nur einseitig bespielbar. (http://www.videooncd.de/begriffe/vhs.php) Ab 1995 bahnt sich dann die DVD (Digital Versatile/Video Disc) ihren Weg auf den Markt und löste seitdem allmählich das Video ab. (http://www.gfu.de/home/historie/videos.xht-ml) Die Vorteile von Videos und DVDs liegen aufgrund der leichten Handhabung und der Aktualität im Vergleich zu den 16- und 8mm-Filmen klar auf der Hand. Zudem kann man diese Filme auch ohne Verdunkelung im Klassenzimmer einsetzen und Standbilder sowie Zeitlupen sind am Fernseher oder Computer leichter abspielbar als mit einem Projektor. Die oft zu ausufernde Filmlänge lässt sich allerdings oftmals schlecht mit dem Unter-richtsverlauf vereinbaren. (KESTLER 2002, 263)
1.3 Filmgattungen
Im Folgenden wird eine kurze überblickshafte Darstellung über Filme versucht, die im Geographieunterricht verwendet werden. Es gibt zum einen den Unterrichtsfilm, der spe-ziell für den Unterricht konzipiert wurde, sowie den normalen Film, der für das übrige allgemeine Publikum produziert wurde. Hierzu zählen Spielfilme, Serien und auch Fern-sehreportagen. Sequenzen aus diesen sonstigen Filmen können auch exemplarisch für den Erdkundeunterricht gebraucht werden, sofern eine didaktische Relevanz vorhanden ist. Bei den Unterrichtsfilmen kann man noch technisch untergliedern, wobei man wieder auf die 16mm- und 8mm-Filme, sowie auf Videofilme, CDs und DVDs trifft. Betrachtet man die Darstellungsweise, so kann man zwischen Realfilmen und Trickfilmen unter-scheiden. Realfilme sind realistisch abgefilmte Aufnahmen, bei denen im Nachhinein digital nichts verändert wurde. Sie können farbig und schwarz-weiß sein. Bei reinen Trick-filmen handelt es sich um zeichnerische beziehungsweise graphische Aufnahmen, die vor allem im Bereich der Geologie und Physiogeographie angewendet werden. Zudem gibt es auch eine Mischung aus beiden Filmarten, bei denen die realistisch abgefilmten Sequen-zen nachträglich noch trickartig bearbeitet wurden, um manche Zusammenhänge besser und für Schüler eingängiger darstellen zu können. Hierzu zählen auch Zeitlupen und –raf-fer in einem Film, um z.B. zeitliche Vorgänge besser verständlich zu gestalten. Gliedert man die Unterrichtsfilme nach ihren Inhalten und Absichten auf, so lassen sich Motivations- und Erarbeitungsfilme von Sicherungs- bzw. Transferfilmen abgrenzen. Motivati-onsfilme zeigen in aller erster Linie Probleme auf, um somit Betroffenheit zu wecken und die Schüler an Problem- und Themenstellungen heranzuführen. Erarbeitungsfilme dienen der Informationsgewinnung und –verarbeitung und werden in der Erarbeitungsphase ein-gesetzt. Es kann sich hierbei um einen Dokumentations-, Demonstrations-, Beobach-tungs- oder exemplarischen Film handeln. Vom Aufbau her schließt sich an die Motivation oft eine reine Information an, die dann in eine vertiefende Wiederholung übergeht, um am Schluss alles Gesehene in Merksätzen zusammenzufassen. Bei den Sicherungs- und Transferfilmen handelt es sich um Übersichtsfilme, die einen Gesamtüberblick über das Unterrichtsthema vermitteln. Durch diesen zusammenfassenden Charakter können solche Filme auch am Ende einer Unterrichtseinheit eingesetzt werden, um vorher Gelerntes noch einmal Revue passieren zu lassen und Zusammenhänge zu veranschaulichen, zu wiederholen und zu transferieren. (RINSCHEDE 2005, 343f.)
1.4 Vorteile
„[...] Filme sind im Geographieunterricht in hohem Maße Ersatz für eine nicht mögliche Realbegegnung.“ Der Film ist somit auch durch das Ansprechen von zwei Aufnahme-Sinneskanälen bei den meisten Themen dem einfachen Bild überlegen. (KÖCK 2005, 143) Optische Wahrnehmungen werden fixiert, sowie transportierbar und wiederholbar gemacht. Der Unterrichtsfilm schafft es zudem Wirklichkeiten vorzutäuschen und so zu geographischem Wissen hinzuführen. Hierbei können Reisebewegungen (Panorama-, Fahraufnahmen), die Beobachtung der Bewegung des Entstehens und Vergehens und die Bewegung von Einzelheiten bis zur Synthese bei der Typenbildung hilfreich sein. Film-betrachtung im Unterricht erfordert eine synthetische Leistung, da durch die wechselnden Bildinhalte und die Verknüpfung von Einzeleindrücken ein aktives Mitgestalten und Teil-nehmen gefordert wird. (GEIGER 1980, 10f.) Durch die Kamera können zwar nur klein-räumige Ausschnitte erfasst werden, jedoch ist somit die großmaßstäbliche Betrachtung gesichert und es können starke Kontraste innerhalb einzelner Räume gezeigt werden, wodurch die Schüler zu einer Deutung herausgefordert werden können. (GREES 1963, 20f.) Neben dieser Möglichkeit zur Aktivierung des Unterrichtsgesprächs ist liegt eine der wichtigsten Funktionen des Films darin, schwierige Zusammenhänge durchschaubar zu machen sowie allgemein zu motivieren und Realitätsnähe herzustellen. Durch das Er-teilen von Arbeitsaufträgen vor der Filmbetrachtung im Unterricht kann zudem das ziel-gerichtete Sehen der Schüler verbessert werden. Durch dieses zielgerichtete Sehen kon-zentrieren sich die Schüler während des Films auf die Hauptaussagen, welche nachher die Grundlagen für die weitere Unterrichtseinheit bilden. (BRUCKER 1986, 295f.)
1.5 Nachteile
Neben den Vorteilen, die ein Filmeinsatz im Geographieunterricht bietet, gibt es auch nicht zu vernachlässigende Nachteile und Gefahren. Beim Unterrichtsfilm ist die Sehge- schwindigkeit für die Schüler vorgegeben. Einzelne Sequenzen können nicht länger be-trachtet werden, wie zum Beispiel ein einzelnes Dia oder Bild und so können Inhalte unter Umständen verpasst werden. Wiederholungen einzelner Filmsequenzen sind zwar möglich, sprengen aber leicht den einzuhaltenden Zeitrahmen. Ferner kann es zu einer Reizüberflutung durch eine eventuelle Bilder- und Tonschwemme kommen. Die Schüler wissen dann nicht, welche Informationen beachtet werden sollen und nehmen im schlech-testen Falle nur sehr wenig von dem gezeigten Film mit. (KESTLER 2002, 264) Auch ein Film ist keineswegs objektiv und gibt die Realität nur so wieder, wie der jeweilige Blick des Regisseurs darauf ist. Somit ist es ratsam zum Film noch andere Medien ergänzend einzusetzen, um möglichst viele verschiedene Facetten zu beleuchten. (KÖCK2005, 143) Ferner darf auch die eingeschränkte Möglichkeit der direkten Darstellung räumlicher und geographischer (z.B. sozialgeographischer) Themen nicht vergessen werden. Der Vortrag durch den Lehrer und der Einsatz von Bildern und Texten ist hierbei nicht zu vernachläs-sigen. (RINSCHEDE 2005, 344)
1.6 Auswahlkriterien beim Film, Vorgehensweise im Unterricht
Um didaktisch wertvolle Filme für den Unterricht auszusuchen, sollte vom Lehrenden auf verschiedene Aspekte geachtet werden. Unterrichtsfilme sollten anthropozentrisch aufgebaut und somit für den Horizont der Schüler passend sein. Der Bezug zu menschli-chen Lebensweisen sollte ebenso wie eine motivierende, schülerorientierte Problemstel-lung vorhanden sein. Kommentare im Film sollten die Aufmerksamkeit lenken, Selbsttä-tigkeit aktivieren, Zusatzinformationen zum Film bereitstellen und Inhalte vermitteln, die nicht im Bild erfasst und vermittelt sind. Die Länge des Films muss durch die Beschrän-kung auf das Wesentliche ebenso wie durch die Ermöglichung eines Transfers bestimmt sein. Eine klare Sachgliederung darf ebenso wenig fehlen wie eine nachvollziehbare Lernbezogenheit. (RINSCHEDE 2005, 344)
Bevor ein Film im Unterricht durch den Lehrer gezeigt wird, sollte dieser eingehend vor-besichtigt und auf durch Schüler aufkommende Fragen untersucht werden, damit diesen dann souverän und ausreichend begegnet werden kann. Ferner muss auch die Absicht, der Inhalt und die Art der Films geklärt werden, damit seine Stellung im Kontext der Unter-richtssequenz erkennbar und bewertbar wird. Vor Sehen des Films können den Schülern Beobachtungsaufgaben und Arbeitsaufträge erteilt werden. Danach sollte der Film ohne Lehrerkommentar in seiner Gänze vorgeführt werden, sofern er nicht für eine stückchen-weise Vorführung gedacht und konzipiert ist. Nach der Vorführung kann auf spontane Äußerungen und Fragen der Schüler zum Film eingegangen werden. Dies treibt das Un-terrichtsgespräch an und zeigt, was nicht verstanden wurde. Zum Schluss findet die Aus-wertung der Arbeitsaufträge statt, was zu einer Ergebnissicherung mit Hilfe eines Tafel-bildes oder Arbeitsblattes führen kann. (KESTLER 2002, 263f.)
2. Sachanalyse
Die „möglichst unverfälschte fachwissenschaftliche Analyse des komplexen Sachverhal-tes“ (KESTLER 2002, 320) wird als Sachanalyse bezeichnet. Hierbei sollte Forschungs-literatur zur ganzheitlichen Durchdringung des im Unterricht zu behandelnden Themas, auf keinen Fall aber Schulbücher, verwendet werden. Es ist notwendig, dass sich der Leh-rende mit der ganzen Komplexität eines Themas auseinandersetzt, auch wenn gewisse Inhalte im Unterricht nicht besprochen werden, um die notwendige didaktische Redukti-on durchführen und aufkommende Fragen der Schüler beantworten zu können. Durch eine intensive Beschäftigung mit den Themeninhalten ist es dem Lehrer zudem möglich, flexibel im Unterricht zu reagieren und in einem offenen Unterrichtsprozess zu agieren. (KESTLER 2002, 320)
Im Folgenden wird beispielhaft eine inhaltlich ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema der Gletscherentstehung und deren Bedeutung für die landschaftliche Formung im alpinen und nicht-alpinen Raum stattfinden.
2.1 Definition Gletscher
Die allgemeine Definition bezeichnet Gletscher als große, zum überwiegenden Teil aus Schnee, Firn und Eis bestehende, zusammenhängende Masse. Luft, Schmelzwässer und Gesteinspartikel, welche streckenweise in den Porenräumen des Schnees, Firns oder Ei-ses eingeschlossen sind, können auch Bestandteile eines Gletschers sein. Es muss aber beachtet werden, dass die Bezeichnung Gletscher bei einer aktiven Eisbewegung benutzt wird. Inaktive Bereiche des Gletschers werden als Stagnanteis und abgetrenntes Stag-nanteis wird als Toteis bezeichnet. (BAUMHAUER 2006, 73) Die aktive Eisbewegung des Gletschers folgt im Großen und Ganzen der Gefällsrichtung der Gletscheroberfläche, welche von der Gefällsrichtung des Untergrundes differieren kann. (AHNERT 2003, 351f.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 1: Der Rhone-Gletscher im Wallis. http://www.sf.tv/sfwissen/dossier.php?docid=10400&navpath=umw
2.2 Vom Schnee zum Gletscher
Gletscher bilden sich dort, wo über einen langen Zeitraum mehr fester Niederschlag fällt, als durch Abschmelzen und Sublimation1 (Ablation) verlorengehen kann. Unter dem Be-griff Metamorphose versteht man die Umwandlungsprozesse, denen die Schneedecke unterliegt. (ZEPP 2004, 186) Neuschnee besteht aus Schneekristallen, welche eine gerin-ge Dichte haben. Wenn die Schneekristalle aber durch die Auflast der darüber liegenden hinzugekommenen Schneedecke komprimiert oder aufgeschmolzen werden, entsteht Firn2. Wenn der Firn über die Zeit noch dichter wird, verschwinden fast alle Zwischenräu-me und Eis entsteht. Dieser Umwandlungsprozess geschieht bei den Gletschern der nie-deren Breiten oft in wenigen Jahren, wohingegen in extrem kalten Regionen einige tau-send Jahre dazu benötigt werden können. (GOUDIE 2007, 115) Die nachfolgende Tabelle stellt eingängig dar, wie hoch der Verlust der Porenvolumina und die damit ein-hergehende Dichtezunahme des Schnees bei seiner Metamorphose sind.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Lagerungsdichten und Porenvolumina von Schnee, Firn und Eis (nach ZEPP 2004, 187)
Der längere Zeitraum der Eisbildung in den extrem kalten Polarregionen lässt sich damit erklären, dass Schnee schneller zu Eis wird, wenn der Vorgang des Auftauens und Wie-dergefrierens und die Belastung durch den Druck der neuen Schneedecke zusammenwir-ken. Dieses Zusammenwirken ist allerdings eher in den Gletschergebieten der mittleren Breiten, wie z.B. in den Alpen der Fall. Am Nordpol ist es so kalt, dass das Eis größten-teils gar nicht auftaut und somit auch nicht wiedergefrieren kann, wodurch die Eisentste-hung lediglich nur durch den Druck der neuen Schneekristalle auf die bereits vorhande-nen stattfinden kann. (BÖHM 2007, 55)
2.3 Gletscherhaushalt und Massenbilanz
Das Wachstum und der Rückzug eines Gletschers werden bestimmt durch den Nettohaus-halt, welcher als Differenz zwischen Akkumulation3 und Ablation4 definiert ist. Ist die
Differenz zwischen Akkumulation und Ablation über einen längeren Zeitraum hinweg bei dem Wert Null, so stagniert der Gletscher und die Größe bleibt gleich. Wenn die Akkumu-lation die Ablation übertrifft, so stößt der Gletscher vor und übersteigt die Ablation die Akkumulation, so zieht sich der Gletscher zurück und wird kleiner. Die Akkumulation bei Gletschern findet in dem kälteren und höher liegenden Nährgebiet durch Schneefälle statt. Im wärmeren, niedriger liegenden Zehrgebiet findet Ablation durch Sublimation, Ab-schmelzen oder Kalben5 der Gletscher statt. (PRESS 2003, 390f.) Das Nährgebiet, in welchem der Gletscheraufbau durch Schneefall, Firn und Eisbildung überwiegt, wird durch die Gleichgewichtslinie vom Zehrgebiet getrennt, in welchem die Ablation der vorherrschende Prozess ist. Im Nährgebiet ist somit die Massenbilanz6 positiv und im Zehrgebiet negativ, wohingegen die Massenbilanz an der Gleichgewichtslinie gleich Null ist. (ZEPP 2004, 187)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Schematische Darstellung des Energie- und Massenhaushaltes eines Gletschers (ZEPP 2004, 186)
Da die Gleichgewichtslinie nicht immer einfach zu ermitteln ist, wurde als Ersatz die temporäre Schneegrenze herangezogen. Diese verschiebt ihre Höhenlage mit den Jahres-zeiten oder sogar mit einzelnen Schneefallereignissen und Sonnentagen. Die reale bzw. orographische Schneegrenze wird als die höchste Lage der temporären Schneegrenze im Spätsommer bezeichnet. Die reale Schneegrenze auf Gletschern wird auch als Firngrenze bezeichnet. Mit der Bezeichnung der klimatischen Schneegrenze ist die mittlere Höhe der realen Schneegrenze in einer Region im Gebirge gemeint. (AHNERT 2003, 354)
[...]
1 direkter Übergang eines Stoffes vom festen in den gasförmigen Zustand und umgekehrt (LESER 2005, 919)
2 durch Gefrieren und Wiederauftauen körnig gewordener und verdichteter mehrjähriger Schnee (LESER 2005, 229)
3 Ansammlung von Verwitterungs-, Abtragungs- und Bodenmaterial mit Veränderung der Reliefformen bzw. der Bodenformen und deren Raummuster (LESER 2005, 26)
4 Abschmelzung und Verdunstung von Eis oder Schnee im Sinne eines einheitlichen Massenverlustes (LESER 2005, 12)
5 das Losbrechen von Eisbergen und Wegschwimmen von der Stirn von Gletschern, welche im Meer oder See enden (LESER 2005, 403)
6 die für einen bestimmten Zeitraum geltende Zu- oder Abnahme der Eismenge eines Gletschers, die sich aus der gesamten Schneeablagerung im Nährgebiet und der gesamten Abschmelzung im Zehrgebiet ergibt (LE SER 2005, 541)