„Diese Wortschnipsel kann man ja so schön zusammenschneiden.“ - Mit diesem Schlusskommentar in PITCHER kommt die selbstgewählte Positionierung von Walter Filz als Autor, Regisseur und Künstler präzise zum Ausdruck. In seinem preisgekrönten Hörspiel dominiert die Lust am Arbeiten mit akustischen Materialien, die an seinem Schneidetisch unter brachialer Zurichtung zu artifiziellen, aber vor allem unfassbar komischen Sinnzusammenhängen verpackt werden. Sein medienreflexives Spiel mit eher konventionellen O-Tönen aus eingestaubten Reportagen oder Feature-Beiträgen treibt dem Hörer, dies zu betonen muss auch Raum gegeben werden, tatsächlich Tränen in die Augen – vor Lachen. Sein Selbstverständnis als Hörfunkschaffender ist es, über das Auswurfmaterial des Radiowesens, die Grenzen des Mediums zu erkunden und Gattungszuschreibungen in Kombination von Disparatem und Absurden zu sprengen. Die mehrstufige Analyse von PITCHER ergab, dass ein spannungsgeladener Krimiplot mit klassisch konstruierter Dramaturgie inszeniert wurde, jedoch ohne die traditionellen Er-zählkonventionen dieses Genres zu bedienen. Es ist eine Geschichte von der Manipu-lierbarkeit der menschlichen Stimme durch technische Eingriffe, in welcher „[der] scheinbare Gegensatz von szenischem und sprachexperimentellem Hörspiel […] ad ab-surdum geführt“ wird. Filz führt darin die vom Neuen Hörspiel kommende Frage nach der Authentizität von Medienerzeugnissen weiter und experimentiert auf der Basis der Errungenschaften dieser vergangenen Hörspielperiode. Diese als exzeptionell zu bewertende Hörspielarbeit zu Beginn der 00er Jahre ist ein eindrückliches Beispiel für die reichhaltige Ausschöpfung aller auditiven Mittel, die durch die Entwicklung digitaler Klangspeicher und neuer technischer Produktionsprogramme möglich wurden und die akustische Kunst revolutioniert und von festen ästhetischen Normen befreit haben.
Inhaltsverzeichnis
1. Das Verfahren „ O-Ton “: Einleitung
2. Der „ Super-Pitcher “ : Hörspielmacher Walter Filz
3. „ Nasebohren ist sehr billig “ : Handlung und Dramaturgie von PITCHER
4. „ Aber wie wirklich sind Stimmen? “ : Verfahrensweise mit dem Material in PITCHER
5. „ Das Soundengineering, das ist ne neue Wissenschaft “: Sound-Effekte und Klang als Wert des Mediums Radio in PITCHER
6. Menschenstimmenversuche für eine neue Hörspiel-Dekade: Konklusion
7. Literatur- und Quellenverzeichnis