In Bezug auf die vorliegende Hausarbeit entschied ich mich dazu, zu untersuchen, was sich hinter dem oftmals verwendeten Ausdruck der ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ ‚Energie‘ verbergen mag. Was kann darunter verstanden werden? Und in welchem Verhältnis steht das zu Mechanismen der Herstellung beziehungsweise Reproduktion geschlechtsbezogener Zuschreibung?
Im ersten Teil werde ich einen kurzen Abriss der Kritik der Zwei-Geschlechter-Ordnung und deren Entwicklung in der Geschlechterforschung geben. Dabei soll das Anliegen der Arbeit, den ‚weiblichen‘ und ‚männlichen‘ Energiequalitäten nachzugehen, in Bezug zum aktuellen Stand der Gender-Debatte verortet werden. So soll dies auch als Hinführung zum Verstehen der Notwendigkeit dienen, weshalb die Untersuchung der beiden Prinzipien als kollektiv geteilte Auffassungen von männlicher und weiblicher Energie von Relevanz sein könnte. Der zweite Teil widmet sich dann konkret jenen ‚Energieformen‘. Dabei greife ich auf Rezeptionen östlicher Philosophie zurück, speziell der Theorie von Yin und Yang als Urprinzipien allen Seins. Maskulinität und Femininität erscheinen hier als archetypische, kosmische Prinzipien, die symbolisch gemeint sein wollen. Anschließend stellt sich die Frage, ob und in welchem Zusammenhang Elemente dieser Philosophie in der gesellschaftlichen Praxis in Erscheinung treten.
Hierzu werde ich im dritten Teil problematisieren, dass sich die Idee der Urprinzipien mit dem Sein konkreter, als Männer oder Frauen sozialisierter Menschen meist unglücklich vermengt. Männer werden mit der Idee von Männlichkeit und Frauen mit der Idee von Weiblichkeit verknüpft. Was macht es aus, wenn nur eine Seinsqualität gefördert beziehungsweise zugelassen wird? Die Beobachtung in der Klinik zeigt, dass die essentialistische Benennung von Geschlecht Identifikation bewirkt, die sowohl Stabilisierung als auch Einschränkung freier Selbstbestimmung mit sich bringen kann.
Ein daran anschließender Ausblick auf die Öffnung hin zu geschlechtlicher Vielfalt fragt nach der Vereinbarkeit der Bedürfnisse sowohl von Autonomie als auch von Verbundenheit. Das Denken von Yin und Yang einzubeziehen ist letztlich aufgrund seiner Einbettung in ein Verständnis der nicht bewertenden, wechselseitigen Bedingtheit aller menschlichen (und somit auch geschlechtlichen) und kosmischen Phänomene interessant.
Inhalt
Zur Fragestellung der Arbeit
Einleitung: Die Zwei-Geschlechter-Ordnung
Diegeschlechtsbezogenen Urprinzipien Yin und Yang
2.1 Die Yin-Yang-Philosophie
2.2 Yang, das maskuline Prinzip
2.3 Yin, das feminine Prinzip
2.4 Yin und Yang im Zusammenspiel
Yin und Yang in Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit10
3.1 Naturalisierung und Essentialisierung mit der Vorlage von Yin und Yang
3.2 Performative Geschlechtsidentifikation in der praktischen Arbeit
3.3 Öffnung für die Vielfalt von Geschlecht (Ausblick)
Fazit& Schluss
Quellenverzeichnis
Verwendete Literatur
Sonstige Quellen
Anhang
Abbildung: Uroboros
Internet-Recherche: „männliche weibliche Energie“
Beispiele aus der Praxis
3.1 „Gebärmutter bleibt Gebärmutter“
3.2 „Papa was a rolling stone“ – und Mama?